Die Geschichte von Geising
Die Stadt kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken, in der Not und Elend mit Zeiten des Wohlstandes und der Blüte abwechselten. All diese Ereignisse haben im Laufe der Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen.
Die Besiedlungsgeschichte des Osterzgebirges begann im 13. Jhd. mit der bäuerlichen Kolonisierung bis auf die Kammhöhen in 800 m ü. NN. Die Orte Löwenhain, Fürstenau, Fürstenwalde, Liebenau und Lauenstein gehören dieser Erschließung an. Der Landmann wusste genau, dass auf Gneis ein tief verwitterter und fruchtbarer Boden lagert. Erst 150 Jahre später fand man Erze. Dies gab zur bergmännischen Erschließung Anreiz. Durch Eisenfunde entstanden Hammerwerke in Geising, Lauenstein und Bärenstein. Diese Etappe wurde durch reichhaltige Zinnfunde in Altenberg und Zinnwald in den Schatten gestellt und eröffnete damit eine neue Phase der Siedlertätigkeit.
Der Zeit nach 1436, nach dem Ende der Hussitenkriege, gehört auch die Talsiedlung Geising an. Die geographische Lage ließ Geising zum Konzentrationspunkt für die Aufbereitung und Verhüttung des Gesteins werden. Darüber hinaus spielte auch der Zinnhandel eine wichtige Rolle für die Stadt.
Ursprünglich bestand Geising aus den beiden selbständigen Städten Altgeising westlich und Neugeising östlich des Geisingbaches. Der Bach war gleichzeitig Kreis- und Herrschaftsgrenze. Altgeising erhielt 1453 das Stadtrecht, Neugeising 1462. Im Jahre 1857 erfolgte der Zusammenschluß der bis dahin getrennten Städte zur Gesamtstadt Geising.
Die Bildung des Ortsnamens führen die meisten Chronisten auf das Schmelzen und Gießen zurück. Die Schmelzhütten nannte man „Geussen", das Zinn wurde geussig (flüssig). „Gewsing" heißt der Ort in einer Urkunde von 1449. Am Ende des 15. Jhd. taucht der Name „Geysigk" auf.
Geising war von Anfang an eine reine Bergmannsiedlung, ohne feste Planung regellos gewachsen und deshalb so reizvoll, weil jede Straßenbiegung interessante Ausblicke eröffnet. Die Stadt war nie ummauert, und die 1496 gegründete Schützenbrüderschaft diente der Selbstverteidigung. Sie bewährte sich zum Schutz der Stadt, bis die politische Entwicklung diesen Dienst ablöste.
Bis in den Anfang des 19. Jhd. hinein stand Geising keine Ratsverfassung zu. Jährlich neu gewählte Richter und Schöffen übten die niedere Gerichtsbarkeit aus. Der gesamte Bergbau Geisings hat nie sehr hohe Erträge gebracht und kam zum großen Teil schon Ende des 18. Jhd. zum Erliegen. Im Zinnhandel spielte Geising aber eine wichtige Rolle, auch die Weiterverarbeitung und die Zinngießerei wurden noch lange betrieben. Durch den Niedergang des Bergbaus und Kriegsereignisse erlosch auch die heimische Spitzenklöppelei. Man versuchte, durch Stroh- und Bastflechterei eine Heimindustrie zu schaffen. Die Verdienstmöglichkeiten wurden durch ertragsarme Häuslerwirtschaft gering aufgebessert. Die für den Bergbau einst tätigen Pochmühlen wurden teilweise in Sägewerke, Mühlen und Holzwarenfabriken umgebaut.
Die Erwerbslage der Bevölkerung besserte sich erst durch den aufkommenden Tourismus. Am Fremdenverkehr erlangte Geising infolge seiner geschützten, für Erholung gut geeigneten Lage und durch die Eröffnung der Müglitztalbahnlinie im Jahre 1890 einen bedeutsamen Anteil, der sich beständig steigerte. Bahnbrechend wurden die Geisinger auf dem Gebiet des Wintersports. Sie riefen 1906 zum ersten Mal norwegische Skispringer ins Osterzgebirge. Die Schaffung von Wintersporteinrichtungen machte Geising noch attraktiver. Es entstanden zwei Sprungschanzen, die 1949 durch Geisinger Sportfreunde erbaut wurden. Geisinger Sportleute legten 1950 nahe der Gründelschanze das erste Eisstadion des Osterzgebirges an, das der Austragung von Wettkämpfen im Eiskunstlauf und Eishockey diente. 1994 erfolgte der Umbau zum Kunsteisstadion, 1997 wurde mit der Überdachung begonnen und 2000 die Eishalle fertig gestellt.
Stadt und Wirtschaftsstruktur entwickelten sich langsam. Um 1550 hatten sich ca. 650 Menschen angesiedelt, 1834 waren es 1100. Bis zum 31.12.2010 war Geising eine selbständige Stadt, seit dem 01.01.2011 ist Geising ein Stadtteil von Altenberg. Zur ehemaligen Stadt Geising gehörten die Ortsteile Fürstenau, Gottgetreu , Müglitz, Fürstenwalde, Liebenau und Löwenhain sowie der Stadtteil Lauenstein. Größere Stadterweiterungen erfolgten ab 1937 mit der Grundsteinlegung für die Bergarbeitersiedlung sowie 1959 durch den Bau von Wohngebäuden auf genossenschaftlicher Basis. Im Jahr 1999 wurde der Grundstein für weitere Wohngebiete in der Lindenallee und in der Malzbrache gelegt. Zur Erhaltung des Ortsbildes und zur Sicherung wertvoller Bausubstanz wurde der alte Stadtkern bereits 1960 unter Denkmalschutz gestellt. Handwerks- und Gewerbebetriebe, ein Betrieb für Feinwerktechnik und Verkaufseinrichtungen bilden im wesentlichen die Wirtschaftsstruktur Geisings. Sie ziehen sich hauptsächlich entlang der Hauptstraße und unterstreichen den kleinstädtischen Charakter.
Ein Schwerpunkt liegt auf dem Fremdenverkehr. Geising bietet eine Vielzahl an privaten Urlaubsunterkünften, Pensionen, Gasthäusern und Hotels. Die Gaststätten repräsentieren die bekannte „erzgebirgische Gastlichkeit". Erholsame Wanderwege wurden angelegt und vielfältige Möglichkeiten zur sportlichen und kulturellen Betätigung geschaffen. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten zeugen von historischer und traditioneller Bedeutung der Region. Die Geisinger Vereine bestreiten auf vielfältige Art das städtische und kulturelle Leben. Sie fördern mit zahlreichen Veranstaltungen wesentlich Kultur und Brauchtum.